Über das Denken in Ko-Operationsketten. Arbeiten am Luftlagebild

von Christoph Borbach und Tristan Thielmann

Der Aufsatz untersucht im Rahmen einer historischen Rekonstruktion die radargestützte Medienpraxis zu Beginn der 1940er Jahre am Fallbeispiel zweier Daten-Infrastrukturen. Untersucht wird die ko-operative Her- und Darstellung eines zentralisierten Luftlagebildes in britischen und deutschen „Operations Rooms“ und ihre materiale Bedingung, geleitet von der Frage, ob sich die mediale Praxis auf bestimmte Operativitäten reduzieren lässt. Die zentralisierte Darstellung des Luftlagebilds wird im Beitrag durch die Rekonstruktion einer Trajektorie kommunikativer Pfade gemäß der „Sociological Theory of Information“ Harold Garfinkels vorgenommen. Durch die Analyse der beiden raum- und zeitkritisch verfassten Daten-Infrastrukturen wird der kommunikative Austausch der einzelnen menschlichen Akteure dabei in seiner Sequenzialität rekonstruierbar. So wird an zwei Fallbeispielen dargelegt, wie sich die Infrastrukturierung von Datenflüssen vor computerisierten Methoden medienpraktisch ausgestaltet hat. Die historische Rekonstruktion orientiert sich dabei am Konzept der „Ko-Operationskette“ und nimmt Stellung zur aktuellen medienwissenschaftlichen Diskussion zu diesem Thema. Mit dieser praxeologischen Perspektive auf Informationsverarbeitung wird deutlich, inwiefern Ko-Operationsketten Handlungsmacht über das technische Medium (Radar) hinausgehend entfalten und wie die systematische, materiale, aber auch architektonische Infrastrukturierung von Signalwegen notwendige Bedingung für das ko-operativ zu bewältigende Problem der Herstellung des Luftlagebildes gewesen ist.

In: Gießmann, Sebastian; Röhl, Tobias; Trischler, Ronja (Hrsg.): Materialität der Kooperation, Wiesbaden: Springer VS 2019, S. 115-167.

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